Thomas Endl ist hier zu finden? Und welcher?
Der Tischfußballer? I wo! (Obwohl der bestimmt treffsicher ist.)
Der pensionierte ÖBB-Beamter? Nö! (Obwohl der schöne Jubiläen feiert.)
Der Zahnarzt? Keine Sorge! (Obwohl der vermutlich höchst hilfreich ist.)
Der Jongleur? Leider nicht! (Obwohl der wirklich sehenswert ist.)
Der Chemiker? Nein, nein! (Obwohl der auch ein Buch geschrieben hat.)
1. Erklärt mir die Welt
Geburt in Eichstätt, dort Schule und Abitur
Studium der Germanistik/Literaturvermittlung und Soziologie in Bamberg
Praktika & Hospitanzen bei Verlagen, Zeitungen (Donaukurier), Theater (Stadttheater Ingolstadt) & Sendern (Saarländischer
Rundfunk)
freie Mitarbeit beim Kulturkanal Ingolstadt
1991/92 Volontariat beim Bayerischen Rundfunk
2. Das täglich Brot & die Selbstverwirklichung
1992 – 2002 Buch und Zusammenstellung für die Radiosendung
Lyrik nach Wunsch beim Bayerischen Rundfunk
Buch und Regie beim Bayerischen Fernsehen (ab 1992 u.a. in Unterhaltungssendungen und ab 1996 bei Dokumentarfilmen)
ab 1996 Programmhinweis-Trailer beim Bayerischen Fernsehen
3. Genug ist nicht genug
ab 1999 Geschichten in Anthologien und im Bayerischen Rundfunk
Drehbuch (mit Bettina Brömme) für das ZDF
Anthologien (mit Bettina Brömme und Bettina Hasselbring)
ab 2002 allerlei Werke in den Bereichen Kinderbuch, Geschenkbuch, Roman, Sachbuch
2010 Mitbegründer der Geschichtsvermittler Histonauten
seit 2012 Verleger der edition tingeltangel
4. Glück …
seit 1999 ein kuscheliger Kater in Griffnähe
seit 2006 ein Schreibtisch mit Blick ins Grüne
5. ... Glanz, Ruhm
(es muß ja noch Ziele geben!)
Manche wissen ja schon von klein auf, dass sie SchriftstellerIn werden wollen. Bei mir war das nicht der Fall. Es gab zwar eine Nachbarin, die in meiner zarten Jugendzeit meinte, ich würde sicher mal Bücher schreiben, aber ich fand diesen Gedanken geradezu abwegig.
Bei mir waren es etliche Menschen, die mich auf den Weg gebracht haben.
Mit Bettina Brömme (die immer schon wusste, dass sie Schriftstellerin werden will) habe ich mich an Sketchen versucht, dann gar ein Drehbuch für das ZDF geschrieben. Und deshalb gedacht: Wenn du dir eine Story ausdenken und Dialoge schreiben kannst, dann müsste es doch auch funktionieren, selbst eine Geschichte zu schreiben.
Und voilà: Meine erste Geschichte habe ich bei einem Wettbewerb eingereicht - und sie wurde in die dazugehörige Anthologie aufgenommen. Dass daraufhin der Berliner Lyriker Mario Wirz mir regelrecht "befahl", weiterzuschreiben, war eine wunderbare Bestätigung.
Gabi Strobel, damals Lektorin beim Baumhaus-Verlag, später meine Literaturagentin, war es, die ein erstes Buch bei mir "bestellte" und mich damit quasi als Autor "entdeckte".
In Klaus Reichold schließlich, selbst Autor und zeitweilig Lektor beim Prestel-Verlag, habe ich einen klugen und strengen ersten Leser an meiner Seite.
Danke.
Bilderbuch, illustriert von Mele Brink
Hardcover, 34 Seiten, 16,00 Euro [D], erschienen 2023 in der Edition Pastorplatz
Marie und Gustav sind wirklich nicht immer einer Meinung. Als sie in einem alten Trambahnwagen ein Ticket nach Wohinduwillst finden, fliegen sie mit ihm zwar gemeinsam zu einem Ritterturnier, zum
Laternenfest beim Kaiser von China und sogar zum Mann im Mond. Doch kaum geraten sie in Streit über weitere Ziele, stürzen sie im nächtlichen Wald ab. Ob das gut ausgeht? Eines wird auf jeden
Fall klar: Man erlebt die tollsten Abenteuer nur, wenn man zusammenhält!
Für Kinder ab 5 Jahren.
Das ist eine lustige, von Mele Brink aus Aachen wunderbar illustrierte und Fantasie anregende Zeitreise mit etwas Gruseleffekt.
(Marco Mach, Süddeutsche Zeitung)
Sieben phantastische Gute-Nacht-Geschichten zum Vorlesen (ab 3)
Als Taschenbuch (2015) und als
E-Book in der edition tingetangel erschienen
Was für eine Woche!
Eines Sonntagabends taucht im Kinderzimmer von Katharina die quirlige Trubeljule auf. Und die entführt Katharina von nun an jeden Abend an unglaubliche Orte.
In sieben phantastischen Reisen erleben die beiden
Da müssen das Bett und sogar Katharinas Teddy Edi Schmusebär noch ein bisschen warten ...
Ursprünglich als Radiogeschichten im "Betthuperl" des Bayerischen Rundfunks gesendet:
Erstsendung:
Mo. - So., 06. - 12. Februar 2006, 19.55 h, Bayern 1
Kurzgeschichte mit wilden Bildern
Als Taschenbuch (2015) und E-Book in der edition tingeltangel erschienen
Ein Jahr kann Menschen völlig verändern. Fredo glaubt seinen Augen kaum, als er zu Weihnachten seinen Cousin Mark wiedertrifft. Dessen Seele scheint so finster wie sein Gothic-Outfit geworden zu sein. Unaufhaltsam schlittern die beiden Jungs in ein schauerliches Abenteuer, dessen Ursprung weit zurückliegt. Denn die Weihnachtskugeln, die ihre Großmutter in den 50er Jahren in New Yorks Chinatown erstanden hat und im Speicher ihrer alten Villa aufbewahrt, haben es in sich.
Mystisch und geheimnisvoll (deutsche-krimi-autoren.de)
Ursprünglich erschienen in
hg. v. Iris Praël, 13 Geschichten zum Fest u.a. von Nina Blazon, Zoran Drvenkar, Kai Meyer und Thomas Endl
Kinderbuch, illustriert von Karin Schliehe und Bernhard Mark
Hardcover, 64 Seiten, 35 meist farbige Bilder, 14,90 Euro [D], erschienen 2011 in der edition buntehunde
Als Niklas an seinem achten Geburtstag auf dem Dachboden eine Krone findet, macht man ihn – schwuppdiwupp – zum König. Mit einem Froschmarschall an der Seite erkundet er sein märchenhaftes Schloss Neuschwanstein. Fast scheint es, als würde alles wahr, was sich Niklas wünscht. Aber nein – nicht nur der Hofdrache ist widerborstig …
Jugendbuch / Science Fiction von Kris Benedikt (= Thomas Endl und Christine Spindler)
E-Book und Taschenbuch erschienen 2015 in der edition tingeltangel
Ursprünglich erschienen als zweisprachiger Science Fiction:
Langenscheidt, 2009
Kris Benedikts Geschichte über den Kater vom Mars zeichnet sich aus durch eine Fülle an fantasievollen, witzigen Ideen, wie sie alle Kinder lieben sowie eine rasant erzählte, spannende Story
mit überraschenden Wendungen. Die eingestreuten englischen Sätze und Redewendungen lernen sich mit diesem Buch ganz nebenbei. Und auch wenn der 'Kater vom Mars' auf dem Umschlag als 'Boy Zone'
deklariert ist, werden auch die Girls ganz sicher ihre Freude daran haben!
Prädikat: Rasant-witziger Lesespaß! (F. Schuster auf amazon.de)
Kris Benedikt ist ein Pseudonym für ein Autorenteam. Die eine Hälfte davon ist Christine Spindler, die andere Hälfte der Autor Thomas Endl. Ein tolles Team, mit dessen irrwitzigen Abenteuern Englischlernen ungefähr hundertfünf Mal so viel Spaß macht wie mit herkömmlicher trockener Schullektüre. Mike Weber und sein grüner Kater vom Mars hätten im Übrigen das Zeug zu Serienhelden ... (Edith Nebel auf amazon.de)
Jugendbuch / Science Fiction von Kris Benedikt (= Thomas Endl und Christine Spindler)
E-Book und Taschenbuch erschienen 2015 in der edition tingeltangel
Schnell mal auf dem Mars nach dem Rechten sehen – für die beiden Vierzehnjährigen Mike und Bass kein Problem. Schon einmal hat Mike gemeinsam mit der dreizehnjährigen Nova und dem seinem grünen
Marskater Early die Marsianer aus einer Krise errettet.
Im lang ersehnten Surfurlaub auf Teneriffa scheinen die Probleme, die man auf dem Roten Planeten haben mag, freilich weit weg zu sein. Aber nein: Was sich als Superwelle ankündigt, stellt sich
als etwas ganz anderes heraus.
Ursprünglich erschienen als zweisprachiger Science Fiction
Langenscheidt, 2010
Die Geschichte mögen sicher auch Mädchen - und Erwachsene, die Spaß an Science Fiction und schrägen Albernheiten haben. (...) Lektüre, die einen Kreativitätsschub auslöst! Das findet man nicht alle Tage. Wenn das Lernen von Fremdsprachen so spannend, lustig und unterhaltsam ist wie mit den Büchern von Kris Benedikt, sollten wir das vielleicht besser geheim halten. Sonst kommt noch jemand auf die Idee, Vergnügungssteuer darauf zu erheben. (http://edithnebel.wordpress.com/)
In beiden Romanen führt (...) Kris Benedikt seine jungen Leser mit auf eine aberwitzig-rasante Reise, die von einer schwindelerregenden Phantasie zeugt. (Eichstätter Kurier)
Kinderbuchreihe / Grusel- und Historyreihe
Band 1 der Grusel- und Historyreihe, ab 10
mit Illustrationen von Andreas Gaertner, SchneiderBuch, 2009
Alle drei wollten sie den seltsamen Edelstein ergattern, in dem sich schwarz ihre Stadt abzeichnet: Adrian, der in einem Gothic-Laden jobbt, Henny, die gewohnt ist, stets das zu bekommen, was sie will, und Jo, der merkwürdigen Hobbys nachgeht. Doch der Magische Karfunkelstein katapultiert sie an einen unheimlichen Ort in der Vergangenheit, wo düstere Legenden wahr werden und die Freunde in höchste Gefahr geraten ...
Nervenkitzel und Grusel auf hohem erzählerischem Niveau. (Aus der Begründung der Jury der “Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur”)
Ein äußerst spannender und flotter Roman, der vor allem auch sprachlich etwas zu bieten hat. Man kann auf den nächsten Band gespannt sein. (ORF / Lesekompetenzzentrum Oberösterreich)
Empfohlen vom oberösterreichischen Bibliotheken-Service für Schulen.
Band 2 der Grusel- und Historyreihe, ab 10,
mit Illustrationen von Andreas Gaertner, SchneiderBuch, 2009
Mithilfe des magischen Edelsteins ist es Adrian und Jo gelungen, in ihre Welt zurückzukehren. Doch durch ein Missgeschick steckt Henny noch immer in der Vergangenheit fest. Um sie zu retten, bleibt Adrian und Jo nichts anderes übrig, als ein zweites Mal in die geheimnisvolle Karfunkelstadt zu reisen. Dort angekommen, werden die Freunde in ein schauriges Abenteuer verwickelt. Unzählige Ratten bevölkern die Straßen, und der Bau einer gigantischen Kathedrale hält die ganze Stadt in Aufruhr ...
“Karfunkelstadt - Die Kathedrale der Ratten” ist ein tolles Buch, was sehr schön geschrieben ist. Es ist richtig spannend und wird nie langweilig. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.” (krissi auf www.lizzynet.de)
Band 3 der Grusel- und Historyreihe, ab 10
mit Illustrationen von Andreas Gaertner, SchneiderBuch, 2009
Eigentlich haben Adrian, Henny und Jo beschlossen, nicht so bald in die geheimnisvolle Karfunkelstadt zurückzukehren. Doch plötzlich kommt alles ganz anders: Durch ein Versehen landen die drei erneut im Jahr 1899 und das ausgerechnet zusammen mit dem fiesen Ladenbesitzer Krattlow. In der Karfunkelstadt überschlagen sich die Ereignisse: Nicht nur, dass sich Krattlow mit dem unersetzlichen magischen Edelstein aus dem Staub macht, zum Entsetzen von Adrian, Henny und Jo ist schon wieder eine Legende zum Leben erwacht: Eine zwielichtige Schauspielertruppe bestimmt seit Kurzem das Schicksal der Stadt.
Band 4 der Grusel- und Historyreihe, ab 10
mit Illustrationen von Andreas Gaertner, SchneiderBuch, 2010
Was ist jetzt nur los? Es scheint so, als hätte sich der Karfunkelstein verselbstständigt. Ohne eigenes Zutun sind Adrian, Henny und Jo dieses Mal in der geheimnisvollen Karfunkelstadt gelandet. Dort bricht urplötzlich eisiger Winter aus, und angriffslustige Mückenschwärme durchziehen die Gassen. Der fiese Kredithai Adam Hoyer verschwindet spurlos, während andere Bewohner der Stadt verstummen und erstarren. Die drei Freunde setzen alles daran, das Grauen zu beenden. Doch da werden ihre Freundin Oda und ihr Verbündeter, Dr. Morin, selbst zu Opfern des Spuks ...
Jugendbuch / Fantasy
Als Taschenbuch ist der Roman 2015 in der edition tingeltangel erschienen (in dieser Fassung auch als E-Book erhältlich),
als Hardcover ursprünglich 2004 im Baumhaus-Verlag (378 Seiten, Coverillustration und Vignetten von Karoline Kehr)
Im Sonnenreich Solterra sind Effizienz, Gehorsam und Ordnung die obersten Gebote. Die „Eingeweihten“ regeln das Leben bis ins kleinste Detail: Jeder Bewohner bekommt eine Stundenkugel, die seinen Tagesablauf bestimmt und sicherstellt, dass er die Zeit bestmöglich nutzt. Die aufmüpfige Skaia kann gar nicht anders, als immer wieder gegen die Regeln zu verstoßen. Als sie einen geheimen, verwilderten Park entdeckt, gerät ihr Leben aus den Fugen. Um sich und ihren Bruder zu retten, wagt sie sich in eine fremde Welt: in das Königreich der Nacht, wo Geister und Gaukler hausen – und der Horrlekin Angst und Schrecken verbreitet. Erst dort begreift Skaia, dass sie auserwählt ist, den Menschen beider Reiche die Freiheit zu bringen.
In einer Mischung aus Momo und Alice im Wunderland besticht Endls Roman durch überschäumende Fantasie und Tiefgründigkeit. (Findefuchs)
So fesselt Thomas Endls Roman nicht nur durch eine großartig angelegte Fantasiewelt (...), eine spannende Handlung und eine eigenwillige (...) Heldin. Faszinierend ist außerdem die Tatsache, dass die Fantasiewelt in immer wieder neuen Facetten wichtige Aussagen über die wirkliche Welt der Leser transportiert. (...) All dies macht Endls Roman zu einem unterhaltsamen, hintergründigen, anspruchsvollen, eben einem rundum guten Buch. (Eselsohr)
Das Buch ist sehr spannend geschrieben. Man kann sich alles sehr gut vorstellen und sich in die Szenerie hinein versetzen. An manchen Stellen wird es etwas komplizierter zu verstehen, bleibt aber trotzdem spannend. Ich hatte das Gefühl wirklich in diesem Land zu sein. Ich finde das Buch auf jeden Fall lesenswert. (Carina, 13, Jugendredaktion Erlebnis Lesen)
“Prinzessin der Nacht” ist ein fantastisches Wiedersehen mit der “Zauberflöte” von einem neuen Autor, der mit diesem Roman ein spannendes Jugendbuch und damit einen perfekten Start hinlegt. (TOPIC)
Wie man Klischees entgeht und wie man aus der Geschichte der “Zauberflöte” als Basis eine Fortsetzung basteln kann (Goethe hat das ebenfalls gemacht), zeigt recht überzeugend Thomas Endl in seiner “Prinzessin der Nacht”. Ein vor Fantasie und Bildreichtum strotzender Roman, der manchmal ein wenig an “Alice im Wunderland” erinnert, was nicht weiter stört, im Gegenteil. (Buchkultur 103, Februar/März 2006)
Ein origineller Fantasy-Roman für größere Kinder. (B.Z.)
Eine ausführliche literaturkritische Auseinandersetzung mit dem Roman im Vergleich zu den "Zauberflöte"-Adaptionen von Johann Wolfgang von Goethe und Marion Zimmer Bradley bietet der Beitrag "Zauberflöten. Zur Rezeption von Mozarts Oper in der Fantasy. Mit einem Vorspiel bei Goethe" von Wolfgang Biesterfeld, in: "literatur für leser", hg. von Keith Bullivant, Inge Cornils, Carsten Jakobi, Bernhard Spies, Sabine Wilke, Frankfurt/M. (Peter Lang) 2006, S. 201 - 216
Ausgezeichnet als “Kinderbuch des Monats April 2004” durch die “Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur”
Nominiert für den “Phantastik-Preis der Stadt Wetzlar” 2004
Nominiert für die “Segeberger Feder” 2004
Kinderbuch / Vorweihnachtsgeschichte
ab 7, mit Illustrationen von Cornelia Haas
ursprünglich als Hardcover erschienen im Baumhaus-Verlag (64 Seiten, 2004), später auch als E-Book und Taschenbuch in der edition tingeltangel
1312 Jahre lang hat der Nikolaus ohne Zwischenfall die Kinder beschert. Jetzt aber greift er in seinen Sack, und plötzlich beißt ihm jemand in die Hand! Lina heißt die Übeltäterin, die ganz cool feststellt: “Ab jetzt gehöre ich zu dir.” Weil die Kurze aber oberrotzig ist, hat der heilige Mann nicht viel zu lachen - ganz im Gegensatz zu den Lesern dieses Romans. Der ist frech und gefühlvoll zugleich - klasse! (www.waz.de)
Die malerischen Illustrationen fangen die Komik in Thomas Endls Kinderroman “Nikolaus und Nikolina” ein. Schön zum Vorlesen und Selber-Lesen. (Hits für Kids)
Man kann die Lektüre dieser witzigen Erzählung (etwa auch als Gute-Nacht-Geschichte) nur empfehlen; die kleinen Leser werden dabei etwas zu lachen haben, denn schon der Start der Geschichte ist fulminant. (Eichstätter Kurier)
Was haben wir gelacht. Es ist aber auch zu komisch, wie die kleine Lina dem Nikolaus auf die Nerven geht. Und auch der einsilbige Knecht Ruprecht ist immer für einen guten Kommentar zu gebrauchen. Wer ein freches und lustiges Buch zum Thema Nikolaus sucht, liegt mit diesem genau richtig. (www.buecherkinder.de)
Kinderroman, ab 8, durchgehend vierfarbig illustriert von Karin Schliehe und Bernhard Mark, Baumhaus-Verlag, 114 Seiten, 2002
Der neunjährige Theo hat ein ganz besonderes Faible. Er sammelt für sein Leben gern Hüte, egal ob Charly Chaplin-Melonen oder Komiker-Kappen. Doch besonders interessiert er sich für alle möglichen Arten von Zirkus-Hüten. Denn Theo, mit vollem Namen Theodor Mangold, ist kein gewöhnlicher Junge. Er lebt mit seiner Artistenfamilie im berühmten Circus Sarrasani und zieht mit der gesamten Mannschaft von Vorstellungsort zu Vorstellungsort. „Zirkusluft schnuppern“ ist für ihn eine ganz alltägliche Sache und gleichzeitig seine größte Gabe. Denn Theo ist ein Geruchskünstler und kann sich mit geschlossenen Augen über das Circusgelände bewegen – natürlich ohne gegen Pfosten und Anhänger zu knallen.
„Seltsam“, denkt er deshalb eines Tages, als er vor dem Käfig des imposanten Tigers Khan steht. Denn der riecht plötzlich nicht mehr so wie er sollte. Genau genommen riecht er gar nicht mehr. Theos Freundin Yana will ihm natürlich kein Wort glauben, schließlich hat sie einmal bei den Proben einer Pudeldressur ausgeholfen und hält sich seitdem für eine erfahrene Dompteuse und Tierkennerin. Doch Khans Duft bleibt nicht das Einzige, was in diesen Tagen verschwindet.
Nachdem sich während der Vorstellung Trapeze, Motorräder und sogar das Pony Fleckchen in Luft auflösen, beginnt Yana Theo zu glauben. Das Publikum ist zwar begeistert von diesen unglaublichen Tricks, doch die Artisten sind einigermaßen beunruhigt über diese Zauberkünste, die man ihnen unberechtigterweise zuschreibt.
Jede Aufführung wird gefährlicher – eines Tages verschwindet sogar das Sicherheitsnetz der Fliegenden Holländer – und ohne Requisiten können keine neuen Nummern mehr aufgeführt werden. Klarer Fall, denken Theo, Yana und der entrüstete Fleckchen-Besitzer Martti, wir müssen dem geheimnisvollen Dieb auf die Schliche kommen.
Tolle Geschichte, so quirlig und bunt wie das Zirkusleben selbst. (Familie & Co.)
Spielerisch und humorvoll schildert das Buch Thomas Endls die Geschichte des Zirkusjungen Theo, der dank seiner feinen Nase den unheilvollen Streichen von Sim, Sala und Bim auf die Spur kommt. Von der Faszination der Magie handelt diese Erzählung. Der Roman vermittelt aber auch die Unternehmensphilosophie André Sarrasanis, wonach sich die Zirkusästhetik wie andere Künste auch mit der Zeit wandeln muß, damit die Artistik nicht eines Tages nur noch Nostalgikern gefällt. (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
Thomas Endl ließ sich von Zirkusdirektor André Sarrasani zu dem Kinderroman inspirieren und feierte mit seinem Erstling großen Erfolg: Kinder - ebenso wie Erwachsene - lieben die Geschichte über den Zirkusjungen Theo. (Süddeutsche Zeitung)
Auf eine Fortsetzung darf man wirklich gespannt sein. (www.krimiforum.de)
Eine kleine Geschichte, in der es um die Liebe geht. Hübscherweise ist sie im Kapitel "Bittersüßes Sehnsuchtsweh" einsortiert.
Und in welchem Buch? In dem hier:
Prestel, 2015
Die wunderbare Annette Roeder hat es herausgegeben. Zu jeder Geschichte bzw. zu jedem Gedicht (die meisten Texte sind Gedichte!) hat sie ein Kunstwerk gefunden. Bei meiner auftauenden Liebe ist es ein Hopper-Gemälde.
Rubella stellt sich dem Wettbewerb der Prinzessinnen um die Gunst des Prinzen, quasi einer Castingshow des Hochadels ;-) .
Neu erschienen ist die Geschichte um die Prinzessin, die alles ganz anders macht als ihre Konkurrentinnen,in den beiden Geschichtensammlungen
des Kaufmann-Verlages, hg. von Kristin Lückel und illustriert von Friederike Großekettler / hg. von Laura Lamping und illustriert von Naeko Walter.
Ursprünglich ist die Geschichte erschienen in:
hg. von Bellinda und Andreas Seiller, 128 Seiten, Coppenrath, 2009
Enthalten in
hg. von Britta Drehsen, 128 Seiten, Coppenrath, 2008
Geschichten und Gedichte von wilden und weniger wilden Piraten, von stürmischen Enterfahrten, geheimnisvollen Schatzkarten, redseligen Piratenpapageien und kleinen Mädchen auf großen Schiffen - alles unter der Totenkopfflagge. Seemannsgarn wird dabei natürlich kein bisschen gesponnen, denn hier sind die Piraten echt! ;-)
Außerdem in:
Drachenstarke Abenteuergeschichten
hg. von Bastian Neuer, illustriert von Pia Eisenbarth, Kaufmann Verlag, 2017
Enthalten in
hg. von Claire Singer, 102 Seiten, edition quinto/terzio verlag, 2008
Schlimm genug, dass es das Kranksein überhaupt gibt. Schlimm, wenn man im Bett liegen muss und draußen scheint die Sonne. Schlimm, weil einen die Freunde vielleicht nicht besuchen dürfen. Da hilft es ungemein, wenn man lesen kann. Oder vorgelesen bekommt und feststellt, dass es anderen Kindern ganz genauso geht. Und dass Worte und gute Geschichten dazu beitragen können, dass man sich besser fühlt.
mit Illustrationen von Cornelia Haas,cadeau/Hoffmann und Campe, 40 Seiten, 2010
Dies ist eine so humorvolle wie warmherzige Aufmerksamkeit für all jene, die das eigene Leben schöner machen. Für Menschen, mit denen man Werte teilt oder Pferde stehlen kann. Ob Freunde, enge Kollegen oder die Familie - dieses Buch ist eine Bestätigung der Freude, dass es den Beschenkten gibt. Die Begeisterung für einen lieben Menschen ist viel zu spektakulär, um nicht herausgelassen zu werden. Dieses Buch liefert die Hymne!
mit Illustrationen von Carola Holland, cadeau/Hoffmann und Campe, 40 Seiten, 2010
Das Glück ist vielfältig, wie das Leben bunt ist. Das fröhliche Schweinchen in diesem Buch macht vor, wie viele kleine und größere Dinge froh machen können. Einmal das Wort GLÜCK durchbuchstabiert - und ein ganzer Strauß witziger, skurriler und überraschender Ideen für ein Leben mit Genuss erblüht.
Ein sonniges Geschenk, das gute Laune macht. (Frau im Blick)
mit Illustrationen von Henning Löhlein, cadeau/Hoffmann und Campe, 48 Seiten, 2008
Mit dem Küssen ist das oft so eine Sache. Der eine küsst, weil er muss, der andere die Erbtante, und beim Nächsten hängen trunkene Küsse leider mit Getränken zusammen. Nicht jeder Kuss ist ein Genuss. Dieses Buch macht darüber schmunzeln, und natürlich wird mit ihm der einzig wahre Kuss geschenkt.
mit Illustrationen von Cornelia Haas, Baumhaus-Verlag, 56 Seiten, 2005
Wer in Trararien wohnt, wundert sich nicht, wenn er am Imbiss-Stand eine Wollwurst bekommt, obwohl er eine Weißwurst verlangt hat und ist darauf gefasst, dass eine recht scheckige Krawallschachtel aus dem Paket steigt, wenn er eine rechteckige Hutschachtel bestellt. Wer jetzt denkt, die Traras könnten sich einfach nicht gut ausdrücken, der hat keine Ahnung. Ganz im Gegenteil: Das Reden beherrschen sie perfekt. Denn wenn sie sich treffen, reden sie. Immer! Alle! Immer alle durcheinander! Leider geht das kleine Trara mit seinem dünnen Stimmchen im Geschrei der anderen immer unter. In seiner Verzweiflung nimmt es sich aber etwas Waghalsiges vor: Es startet im alljährlichen Wettbewerb zur Wahl des Großen Trarators ….
“Endls Buch, eine hintersinnige Parabel gegen den Lärm unserer Zeit, enthält eine große Fülle witziger Einfälle”.
(Donau Kurier)
“Das Zuhören in Zeiten der Megaphonie kann gelernt werden.”
Prof. Hans Gärtner (BLW)
Lesbisch-schwule Paargeschichten, hg. von Thomas Endl & Bettina Hasselbring, Querverlag, 224 Seiten, 2003
Schwule Spießer und lesbische Langzeitpartnerinnen bevölkern viele der vergnüglichen und höchst abwechslungsreichen Geschichten in diesem Sammelband unter dem schönen Titel “Vorerst für immer”. (lespress)
Romantisch, selbstironisch, dramatisch. (Neues Deutschland)
Ob eingefleischter Single, frisch verliebt oder verpartnert - es gibt für alle einen Grund, dieses Buch zu lesen: Es ist einfach gut! (Nürnberger Schwulenpost)
Darin enthalten ist auch eine Geschichte von Thomas Endl:
Die Nacht hat mich gefunden. Hat sich durch die schmalen Schlitze geschoben, die die alten, grünen Läden zum Atmen brauchen. Weit schiebt sie das Fenster auf, schlägt es gegen die Wand und haucht mich an.
Ein Ellenbogen liegt schwer auf mir, und ein Bein hält die meinen gefangen. Körperkonglomerat. Vereinigungsmenge. Mit langem Arm finde ich die Nachttischlampe und knipse sie an. Die Schatten flüchten aus dem Bett, huschen die Wände hoch und in die hintersten Winkel des Zimmers. Aus den dunklen Inseln am Boden werden wieder Hosen, Hemden, Wäsche. Vor mir Brusthaardickicht. Ich fahre hinein und fühle darunter die Vertiefung, die der Mann gerne „Champagnerbecken“ nennt, oder „Spermakuhle“, je nachdem, in welchem Stadium schäumender Lust er sich gerade befindet. Meine Finger durchqueren das Tal der Trichterbrust und durchkämmen die Waldlandschaft gegen den Strich bis zu den letzten Vorposten an der Gabelung unter der Schulter. Mit leichtem Druck schiebe ich den Körper von mir. Er rollt auf den Rücken, brummt ein Fragezeichen und öffnet die Augen. Vorsorglich lächle ich lieb. Ich sehe ihn mir an. Mit seinem Teint und den schwarzen Haaren könnte er auch jener „Schöne Italiener“ sein, auf dessen Anzeigen ich nie geantwortet habe. Zweimal habe ich sie entdeckt, einmal im Mai und einmal im Dezember. Ob er nach einem heißen Sommer wieder etwas Frisches wollte aus der Rubrik „Triebe“, die vielspaltig zwischen „Liebe“ und „Hiebe“ ihren Markt definiert?
Ich gönne meinem Ersatz-Italiener einen Kuß auf die Lippen. Doch sie sind spröde. Ihre Wärme nur noch Erinnerung. Sind die aufregendsten Momente vergangen, haben sie die leichten Lippen, die leuchtenden Blicke, die sanften Finger und die griffigen Pobacken meist mitgenommen.
„Bleibst du da?“ fragt der Mann und weiß, daß ich nicht fort müßte. Denkt, du seist weit weg. Zwei Ländergrenzen zwischen meinem Zuhause in Deutschland mit dir und dem italienischen Abenteuer mit ihm. Denkt, ich könnte bei ihm liegen, weil es sonst nur noch mein kaltes Zimmer gäbe am gegenüberliegenden Ende des Ganges. Er zieht sich eine der Decken heran und kuschelt sich drunter. Schaut mich an und hebt den Stoff auf meiner Seite. Lauernder Höhlenbewohner. Als ich auf allen Vieren um ihn herumtappse und seinen Blick beobachte, wie er mich verfolgt, bin ich fast versucht, wie ein idiotisches Schoßhündchen zu bellen, entscheide mich aber doch für das tiefe Knurren eines Tigertiers und mache einen Satz auf die Decke. Ein paarmal rollen wir hin und her, schnappen mit blitzenden Augen nacheinander, doch ich habe ihn längst gefangen in seiner Bettbandage. Ich throne auf der eingewickelten Eroberung, bis sie nicht mehr zappelt. Steige herunter, gebe der Decke dort, wo sich schon wieder die Mitte des Mannes abzeichnet, einen schmatzenden Kuß. Ich ziehe mich an, als er das stramme Gewickel lockert und seine Arme befreit. Das Hemd, das ich vom Boden aufklaube, riecht nach gestern.
„Schlaf gut, mein Schöner“, sage ich zu dem Mann, der im Durcheinander des Bettzeugs sitzt und nicht antwortet, bis ich die Tür hinter mir zugezogen habe.
Kein Licht auf dem Gang. Vorbei an den anderen und ihren Träumen von schönen Römerinnen, die sie heute bei der Besichtigungstour gesehen haben mögen. Vorbei an meinem Zimmer, in dem ich alleine wäre. Die sonst so bunten Bilder im Treppenhaus sind dunkel, ihre Landschaften ungeweckt. Die heißen Quellen brodeln nicht, die Gräber der Etrusker ruhen, und die Mauern der verfallenen Klosterkirche schweigen. Nur die massige Standuhr im Entree der Pension tickt tapfer. Viertel vor eins schon.
Ich trete hinaus und sehe den Himmel. Der Mond strengt sich an, doch die Wolken scheinen ihm heute nichts zu gönnen. Schwärzen ihn an, wenn sie vorüberziehen. Bedacht, kaum eine Lücke zu lassen. Entkommt ein Strahl, rücken sie eifernd nach, türmen sich auf, verfinstern das Firmament. Der gekieste Weg vor dem Haus schlängelt sich nach ein paar Metern aus dem Blick, verschwindet zwischen den Olivenbäumen, die Richtung Tal in Reih und Glied ausgerichtet sind. Ich schmecke den Mann noch. Mit den Zähnen schabe ich ihn mir von der Zunge und schlucke ihn hinunter. Einmal habe ich einen ausgespuckt. Doch ganz weg geht der Geschmack nie. Mit aufgerissenem Mund hole ich mir Nachtluft in Rachen und Lungen, recke die Kiefer nach oben. Jetzt schließen, Sterne schnappen! Wäre schön!
„Schmeckt ein bißchen zimtig“, hast du damals behauptet, als wir nach Mitternacht noch auf der Terrasse deiner Eltern saßen und in den Himmel blickten. Theatralisch kautest du eine Weile auf dem „Zimtstern“ herum, um dann völlig überrascht meine kritische Miene zu bemerken. „Glaubst du mir nicht? Siehst du denn nicht, daß jetzt ein Stern weniger da oben ist? Schau mal genau!“ hast du gefordert, meinen Kopf gepackt und dorthin gedreht, wo der Stern angeblich fehlte. „Ich kann dir auch einen vom Himmel holen“, hast du ernst erklärt und dabei deiner Stimme diesen rubinsamtenen Tonfall aufgesetzt, der jeden Einwand schäbig klingen läßt. Schon schnapptest du wieder wie ein Fisch auf dem Trockenen und gabst mir mit dicken Backen einen Kuß. Was auch immer du mit der Zunge zu mir herüberschobst, es füllte mich aus mit Zuneigung. Über uns blinkte die Unendlichkeit des Lichtermeers, und es war ihm kaum anzumerken, daß es vor kurzem noch zwei leuchtende Punkte mehr besessen hatte. Du strahltest mich an: „Das können jetzt alle Menschen sehen, die in den Nachthimmel schauen - wenn sie nicht allzu weit weg sind.“
Italien ist nicht weit. Aber die Wolken grollen. Kein Mond, keine Sterne. Oder grollst du? Hast sie alle verschlungen? Ich gehe runter zum Tor. Schiebe mit dem Fuß den Stein fort, der verhindert, daß es sich von selbst sperrangelweit öffnet. Ob noch irgendwo ein Funkeln freigelassen wird dort oben? Liegst du schon im Bett unter dem Dachfenster und schaust in einen glänzenderen Himmel? Gen Süden, wo sich unsere Blicke treffen könnten? Oder fällt das Rendezvous heute aus? Zurück oder weiter? Ich schließe die Lider, breite die Arme aus, drehe mich im Kreis, denke deinen Namen, denke dein Gesicht, versuche es lachen zu lassen. Als es erschrocken die Augen aufreißt, halte ich an und blicke nach vorn. Der Waldweg. In meinem Kopf kreiselt es noch, und ich torkle den ersten Meter mehr als daß ich ihn gehe. Die Steinchen am Boden knirschen laut, weisen mir den Weg. 100 Meter, dann kommt die Quelle. Rinnt still aus rostigem Rohr in ihr steinernes Becken. Ich setze mich auf die trockene Seite. Drüben läuft das nachdrängende Wasser beständig über den Rand und noch ein Stück weiter über den Boden der Lichtung, bis es versickert. Zwischen den Wipfeln will es nicht aufreißen. Dunkle Gebirge schieben sich über den Himmel. Mein Nacken spannt, und ich senke den Kopf. Im Wasser tanzen kleine Lichter. Gelblich, grünlich, eine Ahnung von Blau. Ich beuge mich tiefer und starre hinein. Von fern klingt der Ein-Uhr-Schlag der Dorfkirche an mein Ohr. Ganz nah surrt etwas. Erschrocken blicke ich auf und sehe ein Lämpchen vorbeischwirrt. Es knipst sich aus und wieder an. Schwebt leise im Wald. Steigt auf und verliert sich in glitzerndem Gewimmel. Zahllose Glühwürmchen, die sich im Wasser spiegeln. Oder sind es Sterne, die Ausgang bekommen haben? Sterne, die du mir geschickt hast?
Ich spähe hinein ins mächtige Blinken - und finde deinen Blick.
oder Wie ich meine Eltern kennen lernte, hg. von Thomas Endl & Bettina Brömme, Reclam Leipzig, 236 Seiten, 2001
Sie haben sich nicht gesucht, sie müssen miteinander auskommen - lebenslänglich: Mütter und Töchter, Väter und Söhne. Persönliche Erfahrungen namhafter Autorinnen und Autoren: Simone Borowiak, Jenny Erpenbeck, Michael Fitz, Gerd Holzheimer, Alissa Walser, Mario Wirz und viele andere.
Fernsehgeschichten, hg. von Bettina Brömme & Thomas Endl, Reclam Leipzig, 223 Seiten, 1999
Die Autoren dieses Buches sind Serientäter, sie haben ihre Jugend vor dem Fernseher verbracht, Woche für Woche, Folge für Folge. Und sie bereuen nichts. In dieser Anthologie finden Sie beispiellose Bekenntnisse von Gleichgesinnten zu den wahren Folgen des Fernsehens: amüsant und analytisch, faktenreich und fiktiv, kunterbunt und kurios. Wenn die Autoren tief in der Flimmerkiste ihrer Erinnerungen kramen, vermischen sich Fernsehgeschichten mit ganz persönlichen Erlebnissen, fließen Filmwelt und Alltagsleben ineinander.
Christoph Deumling, Elke Heidenreich, Oliver Kalkofe, Ralf König, Rainer Moritz, Baby Neumann, Hans Pleschinski, Klaus Reichold, Xenia Sircar, Johannes Streif, Keto von Waberer, Jan Weiler, Mario Wirz und viele andere erinnern sich an Bonanza, Raumschiff Enterprise, Golden Girls, Flipper, Lassie, Magnum, Die Simpsons und all die anderen wunderbaren Serien.
Ein Insider-Plausch von Suchtkranken, die nicht geheilt werden wollen. (Die Zeit)
Die Beiträge der Anthologie machen neugierig auf das Erkunden bisher unbekannter Serienwelten. (Deutsche Welle)
Natürlich glaubte ich an die gute Fee. Ich sah sie ja jede Woche im Fernsehen. Sie thronte mit Vorliebe auf dem Beifahrersitz eines blauen Pick-ups, war ein Hund und hieß Lassie. Anfangs irritierte mich noch, daß die gute Fee bellt und Pansen frißt. Doch dieser Verunsicherung machte bald staunende Bewunderung Platz. Denn Lassie war nicht nur klug, sondern hatte auch das, was man Sozialkompetenz und Zivilcourage nennt. Aufopferungsbereit stürzte sie sich in immer neue, heldenmutige Abenteuer, half da einer Berglöwin, die zu Unrecht des Hühnerdiebstahls bezichtigt wurde, bewahrte dort eine Gans samt Küken vor dem Feuerschweif einer startenden Rakete, befreite hier ein verschüttetes Kätzchen aus den Trümmern eines eingestürzten Hauses, lotste da einen verletzten Hund zur nächstliegenden Sanitätsstation. Robin Hood, Rotes Kreuz und Technisches Hilfswerk in einem, machte sie mit ihrem unermüdlich guten Willen auch nicht vor Menschen Halt: Sie rettete kleine Ausreißer, behinderte Kinder, hysterische Frauen und leichtsinnige Rancher. Schließlich leistete sie an der Seite ihres neuen Herrchens, eines Soldatenpfarrers, auch noch Militärseelsorge. Ihre beispielhaften Taten füllen ganze Videotheken …
Erschienen in
Erschienen in
hg. von Tobias Lorenz, Niebüll 2001
Der Himmel der Bayern
Es war ein wunderschöner Montag im Advent, als der Redakteur von seinem Maibaum erschlagen wurde. Draußen strahlte den ganzen Tag schon die klare Wintersonne vom Himmel, und die Eiskristalle glitzerten auf dem Dach der Studiohalle. Drinnen wuselten Bühnenarbeiter, Beleuchter, Regisseur und die halbe Redaktion durcheinander. In drei Tagen, am Heiligen Abend, sollte die Weihnachtsausgabe der Bayernshow "A Gaudi muaß scho sei" die Menschen daheim vor dem Fernseher mit Frohsinn erfüllen. Der verantwortliche Redakteur hechtete von einer Ecke des Studios in die andere, um wieder und wieder allen die weiß-blauen Spiele zu erklären, die die Redaktion sich ausgedacht hatte. "Nach dem Parcours durch den Weiher springt der Schützenkönig auf die Leiter zum Fensterln, zeigt der Sennerin seinen riesigen Gamsbart ... ja, und dann kommt der Maibaum." Da kam der Maibaum tatsächlich. Ein bißchen zu überraschend und ein bißchen zu schnell, als daß der Redakteur noch zur Seite hätte springen können, und mit ein bißchen zu viel Wucht, als daß der Redakteur sich noch weitere Gedanken über die große Gaudi an Weihnachten hätte machen müssen.
Der Redakteur war gebildet gewesen, hatte sich ausgekannt in den Künsten, die Farbholzschnitte von Hokusai und die einstmals so klare Linie von Alessi geliebt. So wunderten sich die Freunde und die alte Mutter des Redakteurs auch kaum, daß dem Sarg drei Tage später eine Begräbniskapelle aus Saigon voranschritt und zum sicher exotischen Spiel anhob, als es mit den sterblichen Überresten des Redakteurs abwärts ging in die Grube.
Die ersten Töne flogen durch die Luft und dröhnten dem Redakteur im Schädel. Auf seiner Beerdigung - der Bayerische Defiliermarsch? So war das nicht abgemacht. Nein! Doch sein stimmloses Geschrei konnte niemand hören. All sein Gezappel im Sarg half nichts. Half nichts, bis der Deckel laut herunterkrachte. Das Gepolter ließ den Redakteur erschreckt zusammenfahren, bevor es mit den letzten zerfransten Tönen der Blasmusik verhallte. Der Redakteur lag wie erstarrt da, traute sich die Augen nicht zu öffnen. Konnte er es überhaupt? Schließlich war er ja gestorben! Ein Lid hob sich zuckend, neugierig, blinzelte erstaunt um sich. Wacklig stieg der Tote aus dem Sarg. Da war keine trauernde Gemeinde, kein Grabredner und keine Musikkapelle mehr.
Aber da war ein Schloß. Mit Türmchen und Erkerchen und Zinnchen und wahrscheinlich auch noch dem Märchenkönig darinnen. Der Hof lag still im Mondlicht vor dem verwunderten Besucher. Am Ende leuchtete weiß das Portal.
Die mächtige Klinke ließ sich mühelos drücken, und die Tür schwang so rasch auf, daß der Redakteur fast zu Boden gestürzt wäre. Überrascht fand er sich wieder am Mieder einer jungen Dame. Vorwurfsvoll zog diese ihre kräftigen, perfekt gezupften Augenbrauen zusammen und ihre Blumen im Dekolleté zurecht. "Öha", raunzte ihn das Mädel im Dirndl vielsagend an und verschwand im Gewimmel der Leute, die aufgeregt durch die Eingangshalle stoben. Schon wurde der Redakteur von einer winzigen, aber kräftig zerrenden Hand gepackt und in einen der langen Gänge des Schlosses geschleppt. "Hi, ich bin dein persönlicher Coach", krähte das Männchen mit dem wirrsten und rötesten Haarschopf, den der Redakteur je gesehen hatte, zu ihm hoch. "Was du gewinnen kannst weißt du ja und mach dir über die anderen keine Gedanken die hat ein Praktikant gecastet der keine Ahnung hat aber heute darf ja hier jeder Idiot mitmachen ich hab ja noch ganz klein angefangen im Hörspiel noch 'Sepperl und Depperl' hieß das damals. So, los, entspann dich die Show geht erst in zehn Sekunden los ich geh dann mal noch schnell und besorg dir noch das Wichtigste." Kreischend vor Lachen sprang der Winzling davon. Der Redakteur hatte kaum Zeit, auch nur einen der so rasend abgefeuerten Sätze richtig ins Bewußtsein zu lassen, da flammte an der Decke des prächtigen Raumes ein Lichtkegel auf, der sich auf den Weg machte, die Helden des Abends zu erleuchten. Der Spot huschte kurz über die Beule am Kopf des Verdutzten hinweg, um sich schließlich an der Moderatorin mitten im Saal festzusaugen. Es war das Deandl im Dirndl.
"A herrrzlich's Griaß God mitanand und an himmmmlisch'n Gut'n Am'nd aa an de zuagschoit'n Nachbarsleit om und unt', ent und drent - seid's es aa wieda dabei bei da ewigen Schau in heit'rem Weiß-Blau, hahahaha ..." Das Publikum, das im Dunkel ringsum kaum zu erkennen war, schlug sich vor Vergnügen auf die Schenkel. Mit munteren Zurufen - "Du bist fei scho arg gebenedeit unta de Weiba" - ließen einzelne die Gedirndelte hochleben. Geschmeichelt ließ sie ein perlweißes Lächeln über die bläulichen Lippen funkeln. "Auf geht's beim Schichtl", kläfften aus der weißen Jury die beiden Dackel los, und die riesigen, noch leeren Maßkrüge, die vor ihnen standen, verzerrten ihre possierlichen Schnauzen zu gefährlichen Grimassen. Die Juroren der blauen Seite taten noch recht vornehm und hielten sich mit Kommentaren zurück.
Vor dem Redakteur wurde es dunkel. "Hundert mal hundert Maß - Zeit: 30 Sekunden", dröhnte der große Vorsitzende der beiden Jurys über das exorbitante Faß, das dem Redakteur jeden Blick auf die umstehende Meute nahm. "Dalli dalli", bellten die Dackel ihm zu, und die Gedirndelte kreischte "Bist ja sonst a so a Schtürmischer, oda!?" Und schon setzte die Spannungsmusik ein, eine mit Flügelhorn, Tuba, Hackbrett und Pauke eher eigenwillig instrumentierte Fassung von "As Time Goes By". Zu den gewaltigen Paukenschlägen zählte der große Vorsitzende höchstselbst abwärts. Bis der Redakteur begriffen hatte, daß ihm kein Mensch und kein Hund Antwort geben würde auf seine Fragen, was er denn überhaupt zu tun habe, war ein Drittel der Zeit schon abgelaufen. "19 - 18 - 17" "Bier her, Bier her", plärrten die Plattler und Goaßlschnalzer aus der blauen Jury, und dem fernseherprobten Kandidaten dämmerte seine Aufgabe. "Wo ist denn der Zapfhahn? Ich brauche einen Zapfhahn!" schrie der Redakteur gegen das Gepauke an. "8 - 7 - 6 -" Da erst erkannte der Redakteur im hektisch über ihn und das Faß schweifenden Spot, daß weit oben bereits ein Hahn im Faß steckte. "2 - 1 - ja, das schaut doch ganz schlecht aus - ... - 0 Punkte". Wie auf Kommando entließen Zuschauer, Juroren und Moderatorin einen theatralischen Seufzer in den Raum.
"Kandidat Nummer zwei!" Erleichtert, daß die Prozedur zu Ende war, und neugierig, wie ein anderer die absurde Aufgabe lösen könnte, wollte sich der Redakteur in die Menge der Umstehenden zurückziehen, als ihn von hinten der Winzling ansprang, der sich ihm als Coach vorgestellt hatte. "Los, jetzt bist du dran! Schnell, die zählen ja schon." "27 - 26 -" paukte die Kapelle dem Zählmeister vor. "Ich war doch schon dran!" schrie der Redakteur vergeblich dagegen an. Er wandte sich ab vom mächtigen Faß, wollte heraustreten aus dem schweren Schatten, den es warf, doch die Zuschauer ließen ihn, süchtig nach Spaß, nicht durch. Mit einem Blick zum Hahn, der in luftiger Höhe hing, versuchte es der Redakteur noch einmal. "Ich brauche Leitern, ... wie soll ich denn anzapfen ..." Doch - "3 - 2 - 1 - und aus is' und gar is'" - da war er schon ausgezählt und ausgebuht, so heftig, daß ihm der Anzug im schlechten Atem der Enttäuschten flatterte.
"Kandidat drei!" rief der große Vorsitzende auf, und wieder sprang der Coach auf den Redakteur zu. Aufgeregt wispernd, "Du brauchst einen Joker!", zog er den Redakteur an der Krawatte zu sich herab. Mit weiten Augen sah er ihn ernst an. "Du siehst nur mit dem Herzen gut! Du siehst nur mit dem Herzen gut!" "Ach", entgegnete der Redakteur etwas blöd. "Jajajajaja" qietschte der Rothaarige und drückte ihm etwas in die Hand. Matt richtete sich der Redakteur auf und besah sich die Gabe. "Wir feiern am liebsten mit Bayern" stand auf dem vielfarbig verzierten Lebkuchenherz. Und während der Countdown zum dritten Mal loslegte, warf der Redakteur mit wüstem Schrei das bunte Herz weit von sich fort. Daß es meterhoch über ihm gegen etwas Metallenes schepperte, bemerkte der Tobende nicht. Erst als wie in Zeitlupe ein gelber, schäumender Wasserfall auf ihn zustürzte und die Gedirndelte "Ozapft is, ozapft is" jodelte, begriff er, daß er den Zapfhahn getroffen hatte. Fortgespült vom strömenen Bier kauerte er in einer Ecke, wurde noch gewahr, wie die Jurys sich endlich bedienten und krügeschwenkend die Bayernhymne sangen. "... deine Farben weiß und blau" krakeelten sie im Chor.
Dann die Showeinlage. Ein Rudel Wolpertinger ballettierte auf Pfotenspitzen zwischen einem ungeschickten Wilderer und einem offenbar schwer kurzsichtigen Waidmann hindurch. Einige flatterten sogar über der ganzen Gruppe, was zu manch gespannter Atemlosigkeit im Saal führte, denn die Geweihe der Fliegenden zeigten ob ihres Gewichtes meist gefährlich nach unten, wo die anderen Akteure umhersprangen. Als krönenden Abschluß - untermalt von ausdrucksstarkem Alphornton - hinterließen die tänzelnden Wolpertinger jeweils ein Häufchen mitten im Saal. Das Spotlicht leckte kurz suchend darüber, bevor es unbarmherzig den Redakteur in seiner Ecke entdeckte.
"Was ham die Woipertinger z'fressen griagt? Wia werd des da Kandidat jetz rauskriang?" heizte die Moderatorin die Spannung an und bleckte die Zähne. "Deine Farben weiß und blau ..." rülpste ein Mitglied der blauen Jury dazwischen, so daß sein Nachbar, ein einstmals bekannter Pionier des alpinen Skilaufs, sich ermuntert fühlte, grölend dagegenzusetzen: "Weiß-blau ist die Kokosnuß, weiß-blau bin auch ich ..."
Wie im Traum ließ der Redakteur auch die weiteren Spiele über sich ergehen: alle Reden des großen Vorsitzenden chronologisch und logisch ordnen, was an sich bereits ein unlösbares Unterfangen war - und ein viel zu langwieriges für die unterhaltungslüsterne Menge. So sprang der große Vorsitzende, der wie immer schnaufend die Zeit ihrem Ende entgegenzählte, kurzerhand von "noch 15 Minuten" auf "noch 4 Minuten". Soviel konnte die dralle Dirndlträgerin noch gut mit lustigen Reden über den Kandidaten überbrücken, bis dieser endlich scheiterte.
"Wenn da Dorfdepp den Kriegergedenkstein g'lupft hat, nacha steigt'a auf'n Maibam," frohlockte schließlich die Gedirndelte über den bevorstehenden krönenden Abschluß der Show. Der rote Coach brachte dem Redakteur ein paar Notfalltropfen, als der neben dem Stein vor Schmerz zusammenbrach. Schnell noch ein Pflaster im Rautenmuster auf den breit gewordenen Daumen, dann trieb er ihn "husch husch" auf den mit bunten, seidenglatten Bändern umwickelten Baum. "Du siehst nur unter Schmerzen gut", rief der Knirps ihm noch hinterher. Doch sicher war sich der Redakteur nicht, denn unter ihm verschwamm allmählich die Szenerie. Auch ob die Gedirndelte wirklich den Zuschauern erklärte, jetzt würde mit Stimmungskanonen auf Spatzenhirne geschossen, hätte der ausgelaugte Mann am Maibaum nicht beschwören können. Und doch schien es ihm, als ob weit drunten ein schwarzer Partybomber, ein Fußballpräsident und ein aufjodelnder Kinderchor in Kanonenrohre schlüpften und fröhlich zu ihm heraufwinkten. Als die Lunten brannten, riß er die Augen weit auf, um dem Unglaublichen ins Angesicht zu blicken. Als die Zündschnüre zischten, drückte er die Lider so fest zusammen, daß die Augäpfel schmerzten. ‚Aufwachen, aufwachen, aufwachen, aufwachen' suggerierte er sich in sinnloser Hoffnung. Als die Kanonenschläge die gespannte Stille zerrissen, schrie er nur noch. Und als er durch die geschlossenen Augen den König sah, der ihn traurig anblickte, brach es aus ihm heraus: "Nein! Nein! Nie wieder. Ich bereue, ich entsage, ich widerrufe. Keine Klischees. Kein Spaß mehr mit Bayern! Ich will es ehren. Das Land und die Menschen. Nie wieder, nie wieder der Maschinerie ausliefern, den Dummköpfen, der Unterhaltung, dem Fernsehen." Der Redakteur wimmerte. "Ich will nicht mehr tümeln, keine Sendung mehr, ich schwöre, ich schwöre ab..." Alles war still. Alles war finster. Und es war eng. Der Redakteur lauschte ... Allein! Die ewige Ruhe! Endlich!
Licht brach herein. Der Deckel über ihm wurde fortgerissen, und die Trauergäste blickten dem Redakteur verstört ins tränennasse Auge.
Erschienen in
hg. von Joachim Bartholomae, MännerschwarmSkriptverlag, 1999
Moorsee
Kleine Blasen links und rechts von mir. Wie ich sie liebe, diese winzige Unruhe auf dem sonst stillen Wasser. Die tiefe Dunkelheit des Sees trägt meinen langgestreckten ruhigen Körper, und nur die Finger, weit von mir gestreckt, kitzeln keck die Oberfläche. Schon werden Brust, Bauch und Beine schwer, und der tiefe Grund zerrt an mir. Die Nässe schlägt kalt über der Kopfhaut zusammen, und als ich meine dünnen blonden Haare darüber haltlos schweben fühle, pruste ich nach oben.
Ich wische mir das Wasser vom Gesicht, blinzle meine Augen trocken. Links oben baumelt von einem weit übers Wasser ragenden Ast der derbe Strick, an dem mutige Männer zu Tarzan werden.
Nachmittags die jungen, verspielt und angeberisch, später die älteren, den Bürokoffer trotzig mit der Liane vertauschend.
Mit müden Armen schwimme ich zurück, zum anderen Ufer. Dem Abend entgegen. Dem kleinen Haus am Stadtrand mit drei Zimmern und einer wirklich wohnlichen Küche, alles fein verteilt auf zwei
Etagen.
Gerd hatte es nie gemocht. „Hexenhaus“ nannte er es nur - eingereiht in eine zu ruhige Straße, eingezwängt zwischen zu viele zu laute Spießer. Dabei war es nur ein einziges Jahr, das wir dort zusammen hatten. Nicht einmal ganz. Im Juni wären es 12 Monate gewesen. Der Frühling im Garten war herrlich. Ein so kleines Haus mit einem so großen Garten. Mit einem winzigen Wäldchen aus vier laubbuschigen Bäumen und einer verirrt wirkenden Blautanne, die alles andere überragt. Als Schuljunge hatte ich einen Klassenkameraden um einen solchen Urwald im elterlich umhegten Grundstück beneidet.
Frühstück auf der engen weißen Steinterrasse, ein paar Stufen über dem Rasen, den Arm auf der kühlen Brüstung, die Hand offengelegt, wartend. Blütenblätter von den Bäumen fliegen vorbei. Keines läßt sich bei mir nieder. Du zupfst sie vom Kuchen und verschwindest mit dem Geschirr im Haus.
Im letzten Sommer kamen viele Freunde. Zum Grillen. Wie bei den Nachbarn auch. Vielleicht war das die beste Zeit. Lachen, Spaß, Tratsch, Geschnatter. Betriebsamkeit. Wie du sie immer brauchtest. Kein Abend ohne Ausgehen, ohne Chor- oder Karatetermin, wenig Wochenenden ohne Ausflug oder Besuch in der Tür.
Der Winter war kalt. Was glitzerte, waren bloß die Schneekristalle, die die Blautanne blaß werden ließen. Kein Christbaum drinnen, keine Lichterketten draußen. Eine stille Weihnachtsnacht in
unserer ruhigen Straße.
Auch wenn du im März noch winterlich weiß um die Nase zu leuchten schienst, der Frühling war doch herrlich! Neues Leben überall, grün die Hecke, bunt die Beete. Auf der Terrasse deine Hand in meiner, dein Kopf versteckt in meinem Schoß. Du drehst dein Gesicht herum, drehst dich zu mir - ein Lächeln, ein Kuß - und schließt die Augen.
Den See habe ich vor zwei Monaten entdeckt. Ein dunkler Fleck hinter hohem Schilf, durch das nur ein schmaler Trampelpfad führt. Hie und da ist der matschige Moorboden mit schmalen Brettern belegt, die den Weg weiter zum Wasser leiten.
Vom Abendwind kühl angehaucht, ziehen sich die Poren an meinen Armen und Beinen zu einer Reibeisenlandschaft zusammen. Rasch trockne ich mir Haut und Haare. Fröstelnd schlüpfe ich in T-Shirt und die kurzen Hosen, blicke zurück zur anderen Seite des Sees. Sehe die Liane veloren über dem Wasser, höre dennoch einen Schrei - Dschungel am Moorsee - und bin sicher, Gerd wäre hier Tarzan gewesen.
(1. Preis im Wettbewerb "Queer Utopia")
Erschienen in
Literaturpreis der Zeitschrift Vary! Sonderbeilage, Oktober 1999
sowie in
München 2000
von Klaus Reichold und Thomas Endl. Biographie, Edition Luftschiffer, ca. 220 Seiten, 2017 (Klappenbroschur), erweiterte und aktualisierte Neuasgabe von "Ludwig forever", Hoffmann und Campe Verlag, 222 Seiten, 2011 (Hardcover)
Erst wollte er Schiffskapitän werden. Dann dachte er daran, seine Residenz von München nach Kabul zu verlegen oder sich wenigstens einen Chinesischen Sommerpalast vor die Alpengipfel setzen zu lassen.
Ein Feuerwerk verblüffender Details aus dem Leben des Märchenkönigs in der sicherlich sinnlichsten Biographie zum 125. Todestag: “Ludwig forever - Die phantastische Welt des Märchenkönigs” von Klaus Reichold und Thomas Endl, erschienen bei Hoffmann und Campe.
“Ludwig II. Poesie fürs Volk” - unter diesem Titel hat das Münchner Kirchenradio eine Hörfunksendung zusammengestellt, in der die Redakteurin Gabie Hafner mit Klaus Reichold und Thomas Endl über die Faszination spricht, die Ludwig II. auf Literaten ausübte und bis heute ausübt.
Im SWR2 Forum diskutierte Klaus Reichold mit Prof. Dr. Hermann Rumschöttel (ehemaliger Generaldirektor der Staatlichen Archive Bayerns) und Claudius Seidl (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung) über “Bayerische Dekdenz - Warum ist König Ludwig immer noch populär?”
Beitrag in
hg. von Rainer Wenrich und Josef Kiermeier, kopaed Verlag, 176 Seiten, München 2016
Zur Praxis historischer Fernsehdokumentationen, Aufsatz von Thomas Endl und Klaus Reichold
Erschienen in
hg. von Martin Lindner, Tagungsband der Universität Mannheim zum gleichnamigen Symposium, 176 Seiten, Münster 2006
Mit meiner lieben Freundin und Kollegin Bettina Brömme konnte ich für das ZDF das Drehbuch für eine Folge der Krimireihe SOKO 5113 schreiben. Erfreulicherweise ist diese Folge auch etliche Male wiederholt worden.
Erstsendung am 10.02.1999, 17.55 Uhr im ZDF
Länge: 45
Auf seiner Abschiedsfeier aus dem Diplomatischen Dienst erliegt Dr. Johannes Bartenheimer den tödlichen Folgen eines Asthmaanfalls. In der Nähe des Toten wird eine volle Patrone des Asthmapräparates Pulcortid gefunden, auf das Bartenheimer noch kurz zuvor gut angesprochen hatte. Seine Frau Abena behauptet, ihm die gesamte Patrone des Präparats zum Inhalieren gegeben zu haben - allerdings sei keine Wirkung eingetreten.
Diese Widersprüche und die guten Beziehungen der Familie Bartenheimer zu Kriminaldirektor Dr. Dietl rufen die SOKO 5113 auf den Plan, die eigentlich verzweifelt versucht, Überstunden abzubauen...
Buch: Bettina Brömme & Thomas Endl
Regie: Stefan Klisch
Kamera: Peter Maiwald
Darsteller: Wilfried Klaus, Hartmut Schreier, Michel Guillaume, Cay Helmich, Anke Sevenich u.a.
Redaktion: Axel Laustroer
Produktion: UFA FILM München GmbH, Norbert Sauer
Drehbuchauszug
18 BÜRO SCHICKL INNEN / TAG
SCHICKL steht an einer Wandtafel und markiert mit verschiedenfarbigen Kärtchen, wer wann in den Urlaub fahren will. Im August stecken zwei Kärtchen an derselben Stelle. Schickl hat Mannes Urlaubsantrag in der Hand und will gerade ein drittes Kärtchen zu den anderen beiden dazustecken.
SCHICKL
Mei, jetzt wollen's wieder alle gleichzeitig in Urlaub. Für die Erkenntnis hätt' ich den Urlaubsplaner auch ned gebraucht.
Er zieht alle drei Kärtchen entschlossen raus und steht ratlos vor der leeren Wandtafel. Da kommt DR. DIETL unbemerkt zu Tür herein.
DR. DIETL (off)
Sie, Schickl ...
Schickl zuckt zusammen, fährt erschrocken herum und erschrickt gleich noch mal, weil sein Chef direkt vor ihm steht.
SCHICKL
Jessas!
DR. DIETL
Diese neuen Urlaubsplaner sind schon praktisch, gell, Herr Schickl?!
SCHICKL
Für uns vier Hanseln ist des eher schon a bissl übertrieben.
DR. DIETL
Das wurde für alle Abteilungen bestellt! Sein Sie halt zufrieden, wenn's schon mal eine Neuanschaffung gibt. Außerdem haben Sie doch massenhaft Kärtchen zu stecken. Freizeitausgleich für Ihre
vielen Überstunden!
SCHICKL
Wenn ich wüßt', wann ich Zeit für Freizeit hätt' ...
DIETL
Im Ernst, Schickl, Ihre Abteilung hat im letzten Quartal mal wieder die meisten Überstunden gehabt ....
SCHICKL
... und die höchste Aufklärungsrate.
DIETL
Ja, das weiß ich ja, aber ich kann Ihre vielen Überstunden langsam nicht mehr vertreten.
SCHICKL
Ja und wie sollen wir die vermeiden? Um fünf die Pistole fallen lassen?
DIETL
Sein's nicht albern, Schickl. Dann lassen Sie sich die Überstunden halt auszahlen.
SCHICKL
Netto bleibt mir doch da nix übrig. Da würd' ich beim Bratwürstel verkaufen mehr verdienen.
DIETL
Bringen's das in Ordnung - wie will ich gar nicht wissen.
Nehmen Sie sich ein Beispiel an mir - ich hab' auch keine Überstunden.
Dietl geht eilig davon. Schickl schaut ihm äußerst genervt hinterher.
SCHICKL
Das glaub ich gern!
Er nimmt wieder seine Kärtchen, als das Telefon klingelt. Resigniert schmeißt Schickl die Kärtchen auf einen Tisch und nimmt ab.
SCHICKL
Schickl. - Ja, aha, des is ja interessant. - So? -- Habt's ihr dafür extra Überstunden gemacht, weil des so schnell gegangen is'? -- Nicht? - Aha - ich frag nur. Servus dann.
Während seiner letzten Worte ist MANNE ins Zimmer gekommen. Schickl legt auf.
SCHICKL
Jetzt wird's spannend. Ich hab' grad mit dem Franz von der Spurensicherung telefoniert. Auf der Spraydose, die die Bartenheimer ihrem Mann verabreicht haben will, waren weder von ihm noch von ihr
Fingerabdrücke drauf. Es waren gar keine drauf.